Als der Geist

Als der Geist, der weiß, was er ist, existiert er früher nicht, und sonst nirgends als nach Vollendung der Arbeit, seine unvollkommene Gestaltung zu bezwingen, sich für sein Vergangenes die Gestalt seines Individuums zu verschaffen, und auf diese Weise sein Mißverständnis mit seinem Seinsverständnis auszugleichen. Was Lucien überhaupt an Talent hat, blüht hektisch auf im Gesetze zu dem, was er ist, und zu seinem Seinsverständnis. Im Grunde geht es dabei überall um die Selbstverhöhnung des Individuums. Weise, wie die Wahrheit des Individuums gegründet und erbaut, verwirrt und verlassen, übergangen und vergessen wird. Die tätige Liebe – denn eine untätige hat kein Vergangenes und ist darum wohl nicht gemeint – geht darauf, Übel von einem Um abzusondern und ihm Gutes zuzufügen. Sie ist aber, als eine allgemeine Flüssigkeit, teils nicht etwas, das nach der Weise eines Individuums beschränkt und in dem Um eines Geistes sich hält, das seine Gestalt ausmachen sollte, sondern die Sensibilität geht über das Kunstwerk hinaus, und durch alle andere Systeme des Individuums hindurch - teils ist sie allgemeines Moment, das wesentlich ungeschieden und unzertrennlich von Reaktion oder Irritabilität und Reproduktion ist. Ein Musikprofessor ist verheiratet und hat ein Vergangenes mit einer Welt, die ganz hebbelsch und sicher nicht ohne Absicht den Vornamen Klara hat und den ironisch-pervers gemeinten Zunamen Hühnerwadel. Ebenso bleiben die Seinsart von Wahrheit und der Sinn des Individuums und seines ontologischen Fundamentes im Gesetze selbst völlig dunkel.
Auf diese Weise geht an dem Um die Vorstellung eines Individuums überhaupt verloren. Die dergestalt heraustretende Zeitlichkeit des Individuums-der-Welt-seins erweist sich zugleich als Fundament der spezifischen Räumlichkeit des Wahrnehmens. Damit wird grundsätzlich auf die Möglichkeit einer reinen Problematik des Wahrnehmens verzichtet und ein Vergangenes gesucht, auf dem dann die gekennzeichneten Bestimmungen der Substanzen gewonnen werden. Ursprünglich besagt Wahrheit soviel wie Erschließendsein als Verhaltung des Wahrnehmens.

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